Kommentiertes Lehrangebot Sommersemester 2023
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Übersicht
Sinti und Roma in Literatur und Film – Fremd- und Eigenbild
Petra Himstedt-Vaid
Sinti und Roma in Literatur und Film – Fremd- und Eigenbild
HS, 2 SWS, wo
Mi., 17.15–18.45 Uhr
Das Seminar beschäftigt sich mit der medialen Darstellung von Sinti und Roma, dem Bild des Eigenen und dem Bild des Anderen. Stereotype über Sinti und Roma sind größtenteils negativ konnotiert, positiv belegt ist oft nur ihre Musikalität. Das Fremd- und Eigenbild der Sinti und Roma soll anhand von oral tradierten und literarischen Werken (Sagen, Volkslieder, Märchen, Gedichte, Erzählungen) und Filmen analysiert und gegenübergestellt werden.
Im Laufe des Seminars werden u.a. Filmszenen aus Filmen der Regisseure Bence Fliegauf, Tony Gatlif, Emir Kusturica, Danis Tanović angesehen und in Hinblick auf die Darstellung von Fremd- und Eigenbild untersucht.
Literatur
- Baumann, Max (Hrsg.) (2000): Music, Language and Literature of the Roma and Sinti. Berlin.
- Beissinger, Margaret (2001): „Occupation and Ethnicity: Constructing Identity among Professional Romani (Gypsy) Musicians in Romania“. Slavic Review 60, Nr. 1. 24–49.
- Ðurić, Rajko (2002): Die Literatur der Roma und Sinti. Berlin.
- Fings, Karola (2019): Sinti und Roma. Geschichte einer Minderheit. 2. aktualisierte Auflage. München.
- Giere, Jacqueline (Hrsg.) (1996): Die gesellschaftliche Konstruktion des Zigeuners. Zur Genese eines Vorurteils. Frankfurt am Main, New York.
- Hille, Almut (2005): Identitätskonstruktionen. Die „Zigeunerin“ in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Würzburg.
- Mladenova, Radmila et al. (Hrsg.): Antigypsyism and Film / Antiziganismus und Film. Heidelberg. https://doi.org/10.17885/heiup.650.
- Mladenova, Radmila; Reuter, Frank (2021): Inszenierte Fremdheit. Antiziganismus in der Geschichte des Kinos. In: Ruperto Carola. Forschungsmagazin der Universität Heidelberg 18. https://doi.org/10.17885/heiup.ruca.2021.18.24373.
- Patrut, Iulia-Karin; Guţu, George; Uerlings, Herbert (2007) (Hrsg.): Fremde Arme – arme Fremde. ‚Zigeuner’ in Literaturen Mittel- und Osteuropas. Frankfurt am Main u.a.
- Quicker, Esther (2016): Das gespaltene Bild der Roma in Rumänien. Jena. Online unter: nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:27-dbt-20180420-1002517.
- Solms, Wilhelm (Hrsg.) (2006): „Kulturloses Volk?“ Berichte über „Zigeuner“ und Selbstzeugnisse von Sinti und Roma. Seeheim.
- Tebbutt, Susan (Hrsg.) (2001): Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur. Frankfurt am Main.
- Uerlings, Herbert; Patrut, Iulia-Karin (2008) (Hrsg.): „Zigeuner“ und Nation: Repräsentation – Inklusion – Exklusion. Frankfurt am Main u.a.
Modulprüfung wählbar in:
- Fachwissenschaftliche Aspekte der Schulrahmenpläne
- Literatur- und Sprache der Gegenwart
- Profilbildung Literaturwissenschaft
- Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft
- Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik
- Spezialisierung Neuere und neueste deutsche Literatur
Einführung in die Erzählforschung und Erzähltheorie im Schnittfeld von kultur- und literaturwissenschaftlichen Ansätzen
Petra Himstedt-Vaid
Einführung in die Erzählforschung und Erzähltheorie im Schnittfeld von kultur- und literaturwissenschaftlichen Ansätzen
Ak, 2 SWS, wo
Mo., 17.15–18.45 Uhr
Dieser Aufbaukurs sucht den Beitrag der volkskundlichen Erzählforschung und internationalen Folkloristik zur Entwicklung der Erzähltheorie zu beleuchten, sodass einige ihrer Bausteine besser verstanden werden können. Aufgrund ihrer komparativen Betrachtung weit verstreuter Erzähltraditionen überschritt die in Deutschland von den Brüdern Grimm initiierte Volkserzählforschung spätestens Ende des 19. Jahrhunderts nationale Grenzen und löste sich aus der Umarmung ihrer philologischen Mutterdisziplinen. Im Zentrum der Veranstaltung stehen folkloristische Gattungstheorien, Begriffsklärungen zu Grundlagen und Techniken mündlichen und literarischen Erzählens sowie der Überlieferungsprozess von Sujets, dessen Prägefaktoren im Spannungsfeld von kulturellem Gedächtnis und Individuum in Beziehung zueinander gesetzt werden. Als Beispiele dienen ausgewählte Sagen- und Märchen-, Schwank- und Witz-, Fabel- und Sprichworttypen und ihre Konkretisierungen zu verschiedenen Zeiten und an differenten Orten bis zur Gegenwart.
Literatur
- Bendix, Regina; Hasan-Rokem, Galit (ed.) (2012): A Companion to Folklore. Malden/Mass.
- Dundes, Alan (ed.) (2005): Folklore. Critical Concepts in Literary and Cultural Studies. Vol. 1: From Definition to Discipline; Vol. 2: The Founders of Folklore; Vol. 3: The Genres of Folklore; Vol. 4: Folkloristics: Theories and Methods. London.
- Genette, Gérard (2010): Die Erzählung. 3. Aufl. Paderborn.
- Lüthi, Max (2004): Märchen. 10., aktualisierte. Auflage. Stuttgart, Weimar.
- Martinez, Matias; Scheffel, Michael (2016): Einführung in die Erzähltheorie. 10. Aufl. München.
- Pöge-Alder, Kathrin (2016): Märchenforschung. Theorien, Methoden, Interpretationen. 3. Aufl. Tübingen.
- Röhrich, Lutz, Mieder, Wolfgang (1977): Sprichwort. Stuttgart.
Module:
- Grundlagen der Literaturgeschichte
- Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur
- Weiterführung Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur
- Interdisziplinärer Wahlbereich: IDWB-BA und IDWB-LA, Modul: „Regionalethnografien Norddeutschlands in der Europäischen Ethnologie“ (nur anrechenbar für nichtgermanistische Studiengänge)
Hexenglauben in Mecklenburg
Petra Himstedt-Vaid
Hexenglauben in Mecklenburg
HS, 2 SWS, wo
Do., 15.15–16.45 Uhr
Das Seminar behandelt die Erscheinungsformen und Hintergründe der europäischen Hexenverfolgung und den Diskurs über sie unter starker Berücksichtigung niederdeutscher, speziell mecklenburgischer Quellen. Erst die fundierte Kenntnis von Quellen, die am leichtesten in Archiven vor Ort zu haben sind, macht die Dimension, Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit eines solchen Themas fasslich. Die Hexenüberlieferung bietet sich im Geflecht schriftlicher, mündlicher und bildlicher Tradierung dar.
Die Themenkreise umfassen u.a. die Geschichte der Hexenverfolgung, Hexenprozessprotokolle (auch Kinderhexenprozesse), die Hexenvorstellungen im Volksglauben und den Konfessionen, Schadenzauber und Abwehr, den „bösen Blick“, Hexen- und Teufelssagen, die Hexe im Flugblatt der Frühen Neuzeit, Hexen als Gegenspieler und Helferfiguren im Märchen, Hexen und Teufel im Volksbrauch und Volksschauspiel und Hexen und „alte Weiber“ in der Stereotypenforschung.
Literatur
- Beyer, Carl (1903): Kulturgeschichtliche Bilder aus Mecklenburg. Zauberei und Hexenprozesse im evangelischen Mecklenburg. Berlin.
- Boll, Ernst (1995): Geschichte Meklenburgs mit besonderer Berücksichtigung der Culturgeschichte. Erster Theil. Neubrandenburg 1855 (Nachdruck 1995). 282–306.
- Daxelmüller, Christoph (1996): Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste. Eine Geschichte der Magie. München.
- Rösler, Irmtraud (1997): „Ich soll als eine Zauberinne vorbrandt werden ...“. Zur Widerspiegelung populären Zauberwissens in mecklenburgischen Hexenprozeßprotokollen und zur Sprachform der Verhörsprotokolle. In: Dieter Harmening, Andrea Rudolph (Hrsg.): Hexenverfolgung in Mecklenburg. Dettelbach, 13–30.
- Schöck, Inge (1978): Hexenglaube in der Gegenwart. Tübingen.
- Soldan, Wilhelm G.; Heppe, Heinrich (1990): Geschichte der Hexenprozesse. Nachdruck Essen.
- Sprenger, Jakob; Institoris, Heinrich (1923): Der Hexenhammer. Berlin 1923 (zuerst Straßburg 1487).
- Weiser-Aall, Lily (1930/31): Stichwort „Hexe“. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Hg. von Hanns Bächtold-Stäubli. Bd. 3. Berlin, Leipzig. Sp. 1827–1920.
Module
- IDWB „Regionalethnographien Norddeutschlands in der Europäischen Ethnologie“
- „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (= LA/Gy)